Hugo Koblet

Schweizer Fahrradprofis an der Spitze des Peloton

Die Schweiz ist nicht nur eine Tennis- und Skisport-Nation – auch im Radzirkus zeigten sich in der Vergangenheit immer wieder Schweizer Profisportler an der Spitze der wichtigsten Radrennen der Welt. Diese fünf Köpfe haben es in den Beinen. Die bedeutendsten Schweizer Radfahrer/-innen kurz vorgestellt.

Wenn Spartacus in Bern gesichtet wird, dann ist nicht von einem römischen Gladiator, sondern vom Schweizer Überflieger im Radsport, Fabian Cancellara, die Rede. Dank dem Ausnahmetalent aus Ittigen (Bern) erfährt die Schweiz im Radsport in der jüngsten Vergangenheit wieder eine ähnliche Anerkennung wie in den goldenen 50er Jahren. Damals haben mit den Radlegenden Hugo Koblet und Ferdy Kübler gleich zwei Schweizer die Tour de France gewinnen können.

29 Tage im Gelben Trikot der Tour de France

Fabian Cancellara (35) gehört zu den weltweit besten Radrennfahrern und ist unbestritten bester Schweizer des aktuellen Jahrtausends. Seine 10 nationalen Titeln sprechen für sich. Er ist auch der letzte Schweizer der die heimische Tour de Suisse im Jahr 2009 gewinnen konnte.

Nicht nur national, sondern auch international sorgte er für Furore. Als viermaliger Weltmeister im Einzelzeitfahren (2006, 2007, 2009 und 2010) konnte er so viele Weltmeistertitel feiern wie noch kein anderer Rennfahrer vor ihm. Er gehört zu den Spezialisten für Frühjahrsklassiker und konnte in seiner erfolgreichen Karriere bereits dreimal Paris-Roubaix, dreimal die Flandern-Rundfahrt und einmal Mailand-Sanremo gewinnen. Einer seiner grössten Erfolge feierte er an den Olympischen Sommerspielen 2008 mit der Goldmedaille im Einzelzeitfahren in Peking.

Fabian Cancellara

In diesem Jahr wird er zum elften und letzten Mal die Tour de France in Angriff nehmen. Obwohl er die Champs-Elysée noch nie als Gesamtsieger erreicht hat, gehört er mit 29 Tagen im gelben Trikot zu den erfolgreichsten Tour-Fahrern der Gegenwart. Noch nie hat ein Fahrer so lange das Leadertrikot getragen, ohne den Gesamtsieg zu feiern.

Abschied mit der Tour de France in der Heimat

Drehbuchautoren könnten den Abschied Cancellaras nicht besser planen: Die Tour de France 2016 kommt am 18. Juli zum ersten Mal in ihrem 103-jährigen Bestehen in die Heimatstadt von Fabian Cancellara. Er hat angekündigt, dass 2016 seine letzte Tour de France sein wird. Es wäre die Krönung seiner Karriere, wenn er als erster über die Ziellinie in Bern fahren könnte – nur wenige Kilometer von seinem Wohnort in Ittigen entfernt.

Die 16. Etappe des drittgrössten Sportanlasses der Welt führt vom Jura her durch das Seeland, vorbei am UNESCO Weltkulturerbe der Berner Altstadt zum Ziel neben dem Stade de Suisse (wo 1954 Deutschland Fussball-Weltmeister wurde).

Nach einem Ruhetag am Dienstag könnte am 20. Juli auf der Etappe von Bern ins Wallis zum Stausee Lac d'Émosson auf fast 2000 Metern bereits eine Vorentscheidung der Tour fallen. Finhaut-Emosson ist ein spektakulärer Etappenort.

Letztmals in die Schweiz kam die Tour de France im Jahr 2012, als die achte Etappe in Pruntrut endete.

Hugo Koblet und Ferdy Kübler entfachen die Radsport-Euphorie

Fast 60 Jahre vor Fabian Cancellara waren Hugo Koblet und Ferdy Kübler verantwortlich für eine wahre Radsport-Euphorie in der Schweiz. Hugo Koblet begann seine Profikarriere im Jahr 1946 als Bahnradfahrer und dominierte zwischen 1947 und 1954 die Verfolgungsrennen auf der offenen Rennbahn in Zürich-Oerlikon (Notiz am Rande: die 1912 eröffnete Anlage ist die älteste noch existierende Sportanlage der Schweiz).

Hugo Koblet
Hugo Koblet an der Spitze der Tour de Suisse (Quelle: nzz.ch)

Für internationales Aufsehen sorgte Hugo Koblet als er 1950 als allererstes Nicht-Italiener den Giro d’Italia für sich entscheiden konnte. Dies notabene an der 33. Ausgabe der italienischen Landesrundfahrt. Kurz darauf folgte sein erster Gesamtsieg an der Tour de Suisse.

Der grösste Erfolg seiner Karriere war der Sieg bei der Tour de France 1951, bei der er fünf Etappen für sich entschied. Insgesamt trug Koblet das Gelbe Trikot auf elf Etappen der Tour de France.

Nur ein Jahr vor Hugo Koblet machte 1950 an der Tour de France ein anderer Schweizer Rennfahrer grosse Schlagzeilen. Ferdy Kübler gewann 1950 mit 31 Jahren die Tour de France als erster Schweizer überhaupt! Bis heute sind Ferdy Kübler und Hugo Koblet – damals grosse Konkurrenten – die einzigen Schweizer Gesamtsieger der Tour de France.

Ferdi Kübler
Ferdy Kübler erreicht als erster das Ziel (Quelle: roadbike.de)

Begonnen hat Küblers Karriere im Jahr 1940. Zwei Jahre später, 1942 gewann er mit der Tour de Suisse sein erstes bedeutendes Rennen. Doch erst im fortgeschrittenen Sportler-Alter konnte Ferdinand «Ferdy» Kübler an die Weltspitze heranfahren und neben dem Tour-Sieg 1950, 1948 und 1951 zwei weitere Male die Tour de Suisse gewinnen.

Ferdy Kübler, der in der Schweiz auch «Ferdy National» genannt wird, beendete 1957 seine Radsportkarriere. Er ist heute mit 96 Jahren der älteste noch lebende Tour de France-Gesamtsieger.

Die schnellste Frau kommt aus der Schweiz

Auch bei den Frauen ist eine Schweizerin ganz vorne im Peloton anzutreffen. Karin Thürig ist dabei ein wahres Multitalent. Als Volleyballspielerin begonnen, wechselte sie mit 25 Jahren die Sportart und wurde 2001 und 2002 Weltmeisterin im Duathlon.

Karin Thürig
Karin Thürig hat allen Grund zur Freude (Quelle: blick.ch)

Da Duathlon keine olympische Disziplin ist, fokussierte sie sich 2001 auf den Radrennsport. Bereits ein Jahr später wurde sie bei den Strassen-Weltmeisterschaften Dritte und gewann an den Olympischen Sommerspielen in Athen die Bronzemedaille im Einzelzeitfahren. Ein Jahr später stand sie an den Weltmeisterschaften in Verona als erste Schweizerin ganz zuoberst auf dem Zeitfahr-Podest. Nach dem erneuten Weltmeister-Titel 2005 verteidigte sie an den Olympischen Sommerspielen in Peking ihre Bronzemedaille im Zeitfahren von Athen erfolgreich.

Auch ohne fahrbaren Untersatz war Karin Thürig schnell unterwegs: nach ihrem Rücktritt vom Radsport im Jahr 2009 gewann sie diverse Ironman-Wettkämpfe und glänzte mit einem zweiten Rang an der Ironman-WM 2011.

Die Zukunftshoffnung

Die aktuelle Hoffnung der Schweizer Radszene heisst Mathias Frank. Er ist Kapitän des einzigen Schweizer Teams mit UCI WorldTour-Status, IAM Cycling.

Nachdem er in seinen ersten Profijahren (ab 2007) vornehmlich an kleineren Eintagesrennen für Aufsehen sorgte, schaffte er in den letzten Jahren insbesondere bei der Tour de Suisse als Gesamtsechster (2011) und Gesamtzweiter (2014) tolle Resultate.

Mathias Frank
Teamcaptain Mathias Frank gibt am Anstieg alles (Quelle: iamcycling.ch)

Als Kapitän des IAM Cycling Teams beendete Mathias Frank die letztjährige Tour de France auf dem hervorragenden achten Rang.

Der Nachfolger von Koblet, Kübler und Cancellara steht also schon in den Startlöchern!

 

Weitere Informationen:

Tour de France Etappe Bern

Tour de France Etappe Finhaut-Emosson

Schweiz: Ein Land für Fahrradbegeisterte

 

Schweizer Fahrradprofis