Geraldine Maras au World Chocolate Master

Die Schokoladenkönigin der Schweiz

Für Géraldine Müller Maras ist alles eine Frage des Geschmacks: Geschmack finden an feinen Sachen, am Reisen, ja sogar an der Selbstüberwindung. Diese und auch andere Eigenschaften brauchte es, um 2015 zur besten Chocolatière der Schweiz und zur bestklassierten Frau des «World Chocolate Masters 2015» in Paris gewählt zu werden.

Das Thema des Wettbewerbs «Inspired by Nature» scheint die gebürtige Flimserin (Graubünden), die viel in der Welt herumgekommen ist und heute als Leiterin des Atelier du Chocolat bei Cailler arbeitet, inspiriert zu haben.

Geschmack, eine Familienangelegenheit

Aus einer Familie von Patissiers und Köchen stammend, hat Géraldine Müller Maras die Leidenschaft für Süssigkeiten quasi in die Wiege gelegt bekommen.Eine Leidenschaft, die sie auf ihren vielen Reisen begleitet hat. Nach ihrer Lehre als Konditorin-Confiseurin in Chur hat Géraldine den Rucksack gepackt und die ganze Welt bereist. Sie verbrachte ein Jahr in London beim Schweizer Chefkoch Anton Mosimann, danach acht Jahre in Sydney, wo sie ihren künftigen Ehemann kennenlernte und die australische Nationalität erwarb. Es folgte ein Aufenthalt in Thailand, bevor sie schliesslich in die Schweiz zurückkehrte.

Géraldine Maras

Aufbruch zu neuen Feinschmeckerhorizonten

Géraldine Müller Maras hängt sehr an ihren Wurzeln, lässt sich aber auch gern von den verschiedensten Einflüssen inspirieren: «Reisen hat mich immer bereichert, und ich liebe es, Rezeptvariationen mit regionalen Zutaten zu kreieren.» Diese Kunst des Kombinierens nahm Géraldine Müller Maras 2012 von ihren Reisen mit – und den Ehemann, der ihren Geschmack für gute Dinge teilt. Sie liess sich in Neuenburg nieder, genoss den See und die Badefreuden, bevor sie schon bald bei Cailler zu arbeiten begann.

Zurück zu den Wurzeln und zur Schokolade

«Zurück in der Schweiz, zurück bei den Traditionen und der Schokolade, bin ich wieder zur Patriotin geworden.» Géraldine Müller Maras, inzwischen Leiterin des Atelier du Chocolat bei Cailler, ist begeistert, dass sie wieder Produkte findet, die den Ruf und die Besonderheit der Schweizer Schokolade begründet haben: «Regionale Zutaten wie Milch und Zucker, in einem Land, das die Milchschokolade und die Technik des Conchierens erfunden hat: Das alles ergibt eine feine Qualitätsschokolade. Der Rest ist eine Frage des individuellen Geschmacks. Man muss verschiedene Schokoladen degustieren und miteinander vergleichen.» Und genau das tun die Besucher des Atelier du Chocolat bei Cailler: «Ich habe noch nie Besucher gesehen, die beim Schokoladeessen traurig gewesen wären. Schokolade setzt Glückshormone frei!In der Deutschschweiz heisst es, man habe einen ‹Schoggi-Job›, wenn man einen perfekten Job hat. In unserem Atelier sind die Leute glücklich.» 

Geraldine Maras Cailler

An die Spitze mit viel Leidenschaft und Nerven nicht aus zarter Milchschokolade

2015 gewinnt unsere Chocolatière die «Swiss Chocolate Masters», im gleichen Jahr wird sie an den «World Chocolate Masters» in Paris die bestklassierte Frau. Mit einer Prise Bescheidenheit meint sie: «Ein Franzose hat gewonnen, seine Arbeit war hervorragend. Da ich als einzige Frau ganz vorne mit dabei war, hat man mich als die weibliche Preisträgerin betrachtet. Damit ich so weit kommen konnte, brauchte es Kreativität, Ausdauer, Nerven nicht auf zarter Milchschokolade und vor allem viel Leidenschaft.» Ein Wettbewerb stellt eine Herausforderung dar, man muss sich an ein vorgegebenes Thema halten und gleichzeitig flexibel und inspiriert sein: «François-Louis Cailler (Gründer der Maison Cailler, Anm. d. Red.) selig muss mich in die richtige Richtung gelenkt haben. Am meisten freut mich aber, dass ich dank der Unterstützung meines Mannes, meiner Familie und meiner Kolleginnen und Kollegen von Cailler diese wunderbare Erfahrung machen durfte.» Um diese Herausforderung meistern zu können, ist Géraldine Müller Maras einfach ihrer Verbundenheit zu regionalen Produkten treu geblieben.

Maras World Chocolate Master
Das über zwei Meter hohe Werk von Géraldine Müller Maras an den World Chocolate Masters 2015 in Paris
Maras World Chocolate Master
Ein weiteres Werk von Géraldine Müller Maras an den World Chocolate Masters 2015 in Paris

Wagemut und Liebe zu lokalen Produkten

Bei den «Swiss Chocolate Masters» verwendete Géraldine Müller Maras ausschliesslich Zutaten aus dem Greyerzerland: Bretzeli, Doppelrahm, Bénichon-Senf und Cuchaule. «Aber bei den ‹World Chocolate Masters› produziert jedes Land für eine Jury. Das Spektrum ist sehr breit, und es ist schwierig. Ich habe also gemacht, was für mich am besten war und habe mir Grenzen gesetzt. Ich bin Schweizerin, ich vertrete die Schweiz, also mache ich etwas Schweizerisches. Ich habe eine Praline auf der Basis von Heu kreiert: Ich wusste, das gefällt nicht allen, aber ich wollte etwas Schweizerisches zeigen und mich von den andern abheben. Ich bin bis zum Äussersten gegangen: Aprikosenpüree mit Vanillesalz, Ganache mit Heu. Den einen hat es gefallen, den andern nicht.» Géraldine Müller Maras hat nicht alle Tage Gelegenheit, solche Experimente zu wagen. Im Atelier du Chocolat von Cailler bietet sie mit ihren beiden Chocolatier-Kollegen Kurse zum spielerischen Umgang mit Schokolade an. An Ostern wird beispielsweise gezeigt, wie man Hasen herstellt. Im Rahmen von Meisterschaften kann Géraldine Müller Maras ihr handwerkliches Können und ihre Kreativität ohne Einschränkungen brillant miteinander vereinen, was sie 2015 in Paris auf eindrückliche Art gezeigt hat. Im Atelier und auch an Meisterschaften wird uns die begeisterte Confiseurin noch lange zum Schmelzen bringen!