Gotthard

Diese fünf Gruppen prägten den Schweizer Rock

Dröhnende Bässe, rockige Riffs und schräger Gesang aus der Schweiz? Fünf Bands zum Beweis!

Krokus

Der wohl bekannteste Vertreter der Schweizer Rockszene ist die Band Krokus. Der Name spielt nur vordergründig auf eine harmlose Blume an, wie sich später herausstellen wird. Und der beschauliche Herkunftsort Solothurn lässt kaum den phänomenalen Erfolg erahnen, den die Gruppe schliesslich weltweit erlebte. Krokus wurde 1975 gegründet und ist eine wahre Legende. Sie ist genauso berühmt – oder zumindest fast – wie AC/DC oder Van Halen. Die Musiker sind – man höre und staune – Ehrenbürger von Memphis, haben mehr Platten verkauft als jede andere Schweizer Band (15 Millionen) und schafften es 1982 als erste Künstler, das Zürcher Hallenstadion zu füllen. Auch nach mehr als 2000 Live-Auftritten geht Krokus noch immer auf Tournee.

© Krokus, via Wikimedia Commons
© Krokus, via Wikimedia Commons

 

Chris von Rohr of Krokus

Celtic Frost

Celtic Frost: Mehr Rock geht nicht! Die Zürcher Band wurde 1984 nach der Auflösung der Gruppe Hellhammer gegründet und machte die Schweiz mit fünf einzigartigen Alben in nur neun Jahren zu einem Mittelpunkt des radikalen Extreme-Metal, wozu auch ihre fulminanten Auftritte in Nord- und Südamerika beitrugen. Man sagt, selbst die brasilianische Kultband Sepultura habe sich an der Energie und der gothischen Ästhetik der Schweizer orientiert. Auf dem Cover des ersten Albums von Celtic Frost «To Mega Therion» ist ein Werk des Science-Fiction-Künstlers H.R. Giger zu sehen. Die Band formierte sich 2001 neu und löste sich schliesslich 2008 auf. Die Erinnerungen an ihr Werk werden nie erlöschen, sie haben die Musikgeschichte geprägt.

Grauzone

«Ich möchte ein Eisbär sein (…)». So manche und mancher von uns hat wohl zum 1981 erschienenen Indie-Hit «Eisbär» getanzt: ein cooler Disco-Rhythmus mit bizarren Akustik-Effekten, schrillem Saxophon und absurdem Text. Die Band Grauzone wurde 1980 in Bern vom Schlagzeuger Marco Repetto und vom Bassisten GT (Christian Trüssel) gegründet und hatte nur kurze Zeit Bestand. Nach zehn Konzerten, einem einzigen Album und vier Singles löste sie sich wieder auf. Ergänzt wurde die Band durch den künftigen Star Stephan Eicher und seinen Bruder Martin, der den Post-Punk-Meteoriten weitherum bekannt machte. Der Song «Eisbär» diente der Jugendbewegung rund um die Zürcher Rote Fabrik als Soundtrack. Über 500 000 Exemplare der Single wurden verkauft, und das in einer Zeit, in der Phil Collins, Kim Wilde und Soft Cell die musikalische Landschaft dominierten. Eine Glanzleistung!

The Young Gods

Franz Treichler verkörpert den Rock von gestern, heute und morgen. Er war Vorreiter der Alternativbewegung, ist Aushängeschild einer Post-Industrial-Band und Gewinner des ersten Schweizer Musikpreises, den die Schweiz seit 2014 an Musikschaffende vergibt. Der Freiburger Franz Treichler sprengte gemeinsam mit Cesare Pizzi und Bernard Trontin die Grenzen des Genres und wagte sich in den Bereich von Elektro und Industrial vor. The Young Gods wurden 1985 gegründet und sind noch immer aktiv. Sie schrecken vor keiner Herausforderung oder künstlerischen Zusammenarbeit zurück, sei es Tanz, Film oder Theater. Die Formation, die sich bei Nine Inch Nails und David Bowie inspirierte, war beim amerikanischen Label Interscope unter Vertrag und gab ein Dutzend Alben heraus. Ihre Songs spielte sie an Tausenden Konzerten auf internationalen Tourneen. Ein fast 800 Seiten starkes Buch schildert die beeindruckende Karriere der Band («The Young Gods / Documents 1985–2015», Éditions La Baconnière, 2017).

Gotthard

Als strategische Verbindung zwischen dem Norden und dem Süden Europas, Wiege der Eidgenossenschaft und Bollwerk des Widerstands verbindet man das Gotthardmassiv mit zahlreichen Symbolen wie den Tunneln, den Reduits und natürlich auch der Teufelsbrücke. Waren es all diese Aspekte zusammen oder doch nur das Wortspiel von Gott und Hard, die die Gruppe veranlassten, sich von ursprünglich Krak in Gotthard umzubenennen? Gotthard debütierte 1989 in Lugano, der grössten Stadt des Tessins. Dass hier die Heimat einer Hard-Rock-Band von Weltruhm ist, können sich wohl nur die wenigsten vorstellen. Und doch war die Formation um Massimo Leoni ab 1993 sehr schnell erfolgreich und begeisterte das Publikum in ganz Europa. Der Frontmann und Sänger Steve Lee kam 2010 bei einem tragischen Verkehrsunfall in Nevada (USA) ums Leben. Die Band, die ihre Alben millionenfach verkaufte, gab jedoch nicht auf und spielt weiterhin mit Nic Maeder als neuem Sänger Hits wie «Heaven» und «One Life, One Soul».

Weitere Grössen

Die vielfältige Schweizer Musikszene umfasst weitere nennenswerte Künstler wie die Walliser Band Samael (gegründet 1987), Pionierin des Industrial-Metal, Coroner, ein in den 1980er-Jahren aktives Trash-Metal-Trio aus Zürich, und die hauptsächlich Schweizerdeutsch singende Rockband Züri West (gegründet 1984), ironischerweise aus Bern. Zu erwähnen sind auch Reverend Beat-Man, Underground-Sänger aus der Garage- und Psychobilly-Szene und Gründer des legendären Labels Voodoo Rhythm Records, die Lausanner Band Favez, die in den 2000er-Jahren mit ihrem Pop-Rock Furore machte, oder die hyperaktive Math-Rock-Band Honey for Petzi (gegründet 1995), die unter anderem Projekte mit Larytta und Bombers lancierte. Berühmt sind auch die Basler Lovebugs, deren erfolgreicher Britrock zu einer Zusammenarbeit mit Lene Marlin und Sarah Bettens führte. Zum Schluss empfehlen wir die von Lurker Grand herausgegebenen und bei der Edition Patrick Frey in Zürich erschienenen Bücher, insbesondere «Hot Love», das die Geschichte der Punk- und New-Wave-Bewegung von 1976 bis 1980 erzählt. Die meisten der oben erwähnten Bands gehörten dieser Szene an.